Tennis
Wenn der Begriff „Naturdarmsaiten" fällt, folgt unausweichlich der Name „Babolat". Pierre Babolat stellte 1875 die ersten Naturdarmsaiten her und führte nach 50 Jahren die VS Marke ein, die hundert Jahre später immer noch bekannt und beliebt ist.
Heute erblicken die Babolat VS Naturdarmsaiten in der Kleinstadt Ploërmel im Herzen der Bretagne (Nordwestfrankreich) das Licht der Welt. Hier baute Babolat im September 1979 ein Werk, um die Nähe zu zahlreichen Schlachthöfen in der Region zu nutzen.
Derzeit arbeiten hier 25 Mitarbeiter, die die Kuhdärme in mehr als 12 m lange Streifen dehnen, bevor sie die sog. Serosa (zarte, innere Organe überziehende Haut) herausschneiden und auf Mängel prüfen, welche die Qualität der Saiten beeinträchtigen könnten. Die Haut wird dann 24 Stunden lang in Essigsäure eingelegt, getrocknet, gerollt und schließlich über 1.500 Mal zu einer Tennissaite eingedreht.
Davis Cup Siege
Erwan Grimault beaufsichtigt diesen Arbeitsvorgang seit 2014 - ein ziemlich wichtiges Jahr, wie sich herausstellen sollte. In diesem Jahr verlor Frankreich das Davis Cup Finale, aber der Franzose war darüber gar nicht so unzufrieden.
„Die Leute haben einen so großen Respekt vor Babolat Naturdarmsaiten, dass in letzter Zeit viele Grand Slam Champions mit unseren Naturdarmsaiten spielen", erklärt Erwan. „Als Frankreich dieses Finale verlor, spielte sein Gegner mit einer Hybridbesaitung, wobei die Hälfte seines Rackets mit Babolat Naturdarmsaiten bespannt war. Und während ganz Frankreich trauerte, weil wir das Finale verloren hatten, war für mich klar, das dieser Davis Cup Sieg zur Hälfte französischen Saiten zu verdanken war!"
Derzeit verwenden nur wenige Tennisspieler ein ganzes Saitenbett aus Naturdarm. Naturdarm garantiert ein tolles Spielgefühl, aber der Ball lässt sich schwieriger kontrollieren. Daher ist die ideale Kombination ein Hybrid-Mix aus Naturdarm und Polyester- oder Monofilamentsaiten - Naturdarm für Spielgefühl und Power sowie synthetische Saiten für Kontrolle. Bei einem Saiten-Mix hat das Hybrid-Saitenbett vier Knoten, sodass die Spannung besser hält. Eine bedeutende Zahl von Top 100-Spielern setzen bei den ATP und WTA Touren auf eine Hybridbesaitung.
Aber Erwan Grimault ist sich bewusst, dass einige auch skeptisch gegenüber Naturdarmsaiten sind. „Etliche Besaiter sind bei ihrer Verwendung nervös, da sie teurer sind und man keinen kostspieligen Fehler begehen möchte. Bei einer Naturdarmsaite muss man vorsichtiger sein, denn wenn sie geknickt wird, bleibt eine sichtbare Spur auf der Saite zurück.
„Ich war kein Experte, aber ich lernte das Verfahren, als ich zu Babolat kam, und habe seither keine Probleme. Manchmal ist diese Saite etwas rutschiger, da keine synthetische Beschichtung vorhanden ist - wir verwenden Lack.
Ausstattung der Top-Spieler
Der Herstellungsprozess ist faszinierend, denn er erfordert viele verschiedene Kompetenzen in den einzelnen Phasen, wie Erwan erklärt. „Die Saiten wurden ursprünglich in Lyon gefertigt, aber die Produktion wurde in den 1970er Jahren in den Nordwesten Frankreichs verlegt, und die erste Hälfte unserer Arbeit besteht aus Nassverfahren, genau wie in der Landwirtschaft. In der zweiten Hälfte des Prozesses, wenn wir Lack auftragen, sind wir schon näher am Fertigprodukt.
„Seit 2008 werden alle Produktionsphasen hier in Ploërmel ausgeführt, und wir sehen die Saiten in der Verpackung genau so, wie sie dann in den Regalen der Tennisgeschäfte stehen werden. Die Herstellung eines Saitensatzes ist ein arbeitsintensiver Fertigungsprozess. Dann führen wir Tests an jeder von uns hergestellten Saiten-Charge durch. Wir kennzeichnen auch jeden einzelnen Saiten-Satz mit einem Code, um ihn nachverfolgen zu können. Wir nehmen unser Handwerk und die Qualität der Babolat Naturdarmsaiten äußerst ernst.
Erwan verfolgt die News aus der Tenniswelt. „Die Arbeit hier ist sicherlich eine Veränderung im Vergleich zu meinen vorherigen Jobs", sagt er. „Wir stellen ein Produkt mit einem echten Wert her, das von Top-Spielern und -Spielerinnen verwendet wird. Ich verspüre ein ausgeprägtes Gefühl des Stolzes, wenn ich sehe, dass ein/e Spieler/in mit unseren Saiten Erfolge feiert."
