'Für mich ist Badminton das beste Mittel, anderen Freude zu bringen. Das ist mein Ziel.' – Jürgen Koch

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Veröffentlicht am 04/04/22

Für einen Mann, der wahrscheinlich schon im Mutterleib Badminton gespielt hat, auf alle Fälle seit er zwei Jahre alt war, folgt Jürgen Koch einer einfachen Philosophie: Badminton soll Spaß machen.

Zu seinen Interessen gehört 'Lesen' und eines der Bücher, das er Freunden und Bekannten am häufigsten empfiehlt, ist 'Jetzt! Die Kraft der Gegenwart' von Eckhart Tolle, ein Selbsthilfebuch über das Leben im gegenwärtigen Moment. Wenn jemals ein Film über Österreichs erfolgreichsten Badmintonspieler aller Zeiten gedreht würde, könnte er ohne weiteres 'Die Kraft des Spaßhabens' heißen.

"Wenn man mit Gleichaltrigen Badminton spielt, kann das Spaß machen", sagt der 49-jährige Linzer, "auf jeden Fall mehr Spaß als viele andere Sportarten, die wesentlich schwieriger zu erlernen sind. Selbst mit Leuten anderer Altersklassen und mit unterschiedlichen Niveaus kann es ein gutes Spiel werden. Badminton ist dafür gut geeignet.

"Eine meiner Methoden beim Training mit Kindern und Jugendlichen ist es, zu versuchen, möglichst lange Ballwechsel zu spielen, denn Badminton macht viel mehr Spaß, wenn man den Ball 20 Mal hin und her schlägt, als wenn man versucht, mit dem ersten Schlag zu gewinnen. Wenn Kinder merken, dass sie den Ball oft treffen, werden sie selbstbewusster und spielen besser. Ich möchte keine Autoritätsperson sein, sondern eine Person, die einen gesunden Respekt vor den Menschen hat, mit denen ich zu tun habe, die ich schätze und mit denen ich ein bisschen herumalbern kann."
 

Peinlicher Anfang mit Babolat

 

Jürgen Koch ist ein echter Pionier in Österreich und mit Babolat. Mit 44 nationalen Titeln, vier internationalen Einzeltiteln und neun internationalen Erfolgen im Doppel ist er der erfolgreichste Spieler Österreichs. Doch während eines Großteils seiner Karriere war er der einzige Weltklassespieler seines Landes, und so könnte sich sein größter Wert in späteren Jahren zeigen, wenn er mit seiner Erfahrung dazu beiträgt, neue Generationen österreichischer Talente zu fördern.

Er war auch einer der ersten von vier internationalen Botschaftern für Babolat, als das Unternehmen Mitte der 1990er Jahre in den Badmintonsport einstieg, und er ist dem Unternehmen sowohl bei seinem eigenen Equipment als auch als Handelsvertreter in Österreich und Deutschland treu geblieben. Allerdings wäre die Beziehung fast schiefgegangen, bevor sie überhaupt zustande kam.

Als Jürgen 1995 auf einer Sportartikelmesse am Babolat-Stand Interesse für die berühmten Babolat Saiten aus Naturdarm zeigte, kam der Babolat-Vertreter zu ihm hinüber und sagte: "Das sind unsere besten Saiten, sogar Jürgen Koch spielt damit." Jürgen lächelte und ließ den Vertreter weiterreden, bis ein paar Minuten später der Babolat-Chef dazu stieß, Österreichs Badminton-Star erkannte und der peinlichen Situation ein Ende bereitete.

Jürgens Verhältnis zu Babolat beruht auf der entspannten Zusammenarbeit mit der französischen Marke, die er in seinen ersten Jahren als Babolat-Exklusivvertreter für Österreich aufgebaut hat. "Die Qualität der Schläger war gut, und die Federbälle waren sowohl langlebig als auch beständig im Flug. Und wenn die Federbälle gut sind, dann ist das ein sehr gutes Zeichen für Qualität."

Heute hat Babolat in Österreich einen Marktanteil von 70 Prozent bei den Federbällen, was laut Jürgen für "eine unglaubliche Präsenz sorgt und den Kontakt zu vielen Vereinen ermöglicht."

Vermächtnis

 

Wie bei vielen Spitzensportlern war auch Jürgens Verhältnis zu seinem nationalen Verband zwiegespalten, aber die Erfahrung hat ihn milder werden lassen – und wieder spielte der Spaß dabei eine Rolle.

"Ich hatte lange Zeit nichts mit dem Verband zu tun", sagt er, "weil ich mit vielem, was da vor sich ging, nicht einverstanden war. Aber es gab personelle Veränderungen, und wahrscheinlich auch eine Veränderung in mir – ich habe gesehen, dass es nicht gut ist, wenn die Spitzenspieler nicht mit der für die Entwicklung zuständigen Stelle zusammenarbeiten. Für mich ist es sehr wichtig, dass die Menschen Spaß haben, vor allem die jungen Leute, sie sind die Zukunft. Und als die Verantwortlichen bereit waren, meine Kultur anzunehmen, entstand die Möglichkeit für eine Zusammenarbeit.

Seine eigenen Leistungen werden eines Tages von jemandem, dem oder der er geholfen hat, übertroffen werden, sei es von einem der derzeitigen vielversprechenden 16- bis 20-jährigen Talente in Österreich oder von jemandem aus der nachfolgenden Generation. Besonders stolz ist er auf die hohen Platzierungen auf der Weltrangliste in allen drei Disziplinen: 23. im Einzel, 21. im Herrendoppel (einmal mit seinem älteren Bruder Harald und einmal mit Peter Zauner) und 5. im gemischten Doppel.

Wenn es um sein Vermächtnis geht, kommt er wieder auf Spaß zu sprechen. "Für mich ist Badminton das beste Mittel, anderen Freude zu bringen", sagt Jürgen Koch. "Das ist mein Ziel. Ich möchte, dass mehr Leute spielen, und sie sollen dabei Spaß haben. Die Bedeutung von Spaß soll mein Vermächtnis sein. Und wenn ich einmal nicht mehr bin, hoffe ich, dass andere diese Philosophie weitertragen, nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Wir sagen 'Badminton spielen' und 'spielen' sollte 'Spaß' bedeuten."